Hallo! Mein Name
ist Andre, ich bin 39 Jahre
alt.
Ich habe ca. 27 Jahre geraucht, am Schluss
waren es ca. 30-35
Zigaretten am Tag. Seit
einem Jahr
bin ich nun rauchfrei.
Hier mein (etwas längerer) Bericht:
Meine "Raucherkarriere"
begann als passivrauchendes Kleinkind, da
meine Eltern sehr starke Raucher
waren und auch zusammen mit mir
in geschlossenen Räumen genauso
rücksichtslos qualmten wie auch bei
der Autofahrt. Auch der komplette
Rest der Verwandtschaft
rauchte. Der Weg zum
echten "Junky" war daher schleichend.
Ich erinnere mich aber noch sehr
genau - ich war 11 Jahre alt - als
ich mit mit meiner rauchenden Mutter
zusammen im Auto fuhr und ich
selbst das Verlangen nach einer
Zigarette hatte. Ich
mopste mir Zigaretten zusammen und rauchte
am Tag so 4-6
Zigaretten. Als ich
14 war, rauchte ich schon "offiziell" in der
Familie und drehte
mir Filterlose. Mit
16 war ich für das Alter schon ein starker
Raucher, unter 15-20
Zigarretten lief nix.
Als ich dann laaaange Zeit später meine
nicht rauchende Frau
kennen lernte
und zu ihr zog, musste ich entsprechende
Zugeständnisse machen
und durfte ausschließlich nur draussen auf
der Terrasse qualmen.
So härtet man sich ab und steht auch morgens
um sechs bei 5 Grad
Aussentemperatur im
Bademantel und Latschen in freier Natur und
gibt Rauchzeichen von sich :-)
Im Auto sollte ich nicht rauchen,
was ich in
Anwesenheit meiner Frau,
nicht aber alleine
sehr wohl tat, was auch
immer für Streit sorgte.
Auch sonst trietzte sie mich ständig,
daß ich mit dem Rauchen aufhören
soll. Obwohl ich auf der einen Seite
wusste, daß sie es ja nur gut mit
mir meinte, gab es mir das Gefühl,
sie möchte mir einen guten Freund
wegnehmen und verbieten. So sperrte
ich mich als Süchtiger natürlich
dagegen.
Auch der Weg weg von der Zigarette war
schleichend. Wir
feierten bald 10. Hochzeitstag und ich
überlegte, was ihr wohl am
besten schenken könne und so fiel mir
ein, daß ich doch mit dem
Rauchen aufhören könne. Guter Vorsatz aber
zögernd in der Ausführung.
Ich dachte mir, daß ich doch eigentlich ein
so starker Mensch bin
und mich dennoch mein Leben lang von
einer kleinen Zigarette
beeinflussen lasse. Das kann ich
nicht gelten lassen!
Also ich mich selbst einer
Gehirnwäsche, in dem
ich mir ständig die Nachteile vor Augen
führte:
Ständig bei Weggehen daran denken:
- Reichen die Kippen noch?
- Wo ist mein Feuerzeug?
- Habe ich Kleingeld dabei?
- Funktioniert der Zigarettenautomat?
- Soll ich beim Tanken noch Kippen
mitnehmen?
- Wo kann ich hier Geld wechseln?
- Abklopfen der Taschen,
ob alle Utensilien wirklich dabei sind...
Verhaltensmuster wie z.B.
- Beim Gang in die Küche automatisch auf die
Terrasse gehen und
rauchen
- Wenn ich bei der Arbeit am PC nicht
weiterkomme, erstmal eine rauchen
- Wenn ich Stress habe, mehr zu rauchen
- Wenn ich mich ärgere, mehr zu rauchen
- Wenn ich Langeweile
habe, mehr zu rauchen
- Wenn ich alleine ins Auto steige,
automatisch eine anzustecken
- Wenn ich aus einem Gebäude gehe,
automatisch eine anzustecken
- Bevor ich in ein Gebäude gehe, automatisch
eine anzustecken
Dazu Husten, Übelkeit, schlechte
Respiration, Einschlafprobleme,
Krebsrisiko, böse Blicke, schamhaft
weggeworfene Kippen, stinkende
Aschenbecher, übler Atem,
Zahnprobleme, Beschaffungsängste,
Verlustängste, Zeitverlust, allgemein
schlechte Lebensqualität etc.
Also eine ziemlich ausführliche
lange Liste!
So fing ich an einem Tag an, meine ersten
Kippen wegzulassen, die ich
während meines Zusatzjobs als
Nachtfahrer zwischen 3 und 7 Uhr morgens
am Steuer rauchte - immerhin so
zwischen 5 und 7 Kippen eingespart.
Das Ganze am nächsten Tag
versuchsweise noch etwas länger
durchgezogen und ich merkte sehr
schnell schon die ersten grossen
Entzugserscheinungen.
Als ich mir zur "Linderung" wieder eine
Anstecken wollte habe ich
mir selbst ganz bewusst "nein" gesagt
und beschlossen es weiter zu
probieren, bis ich es wirklich nicht
mehr aushalte.
Erstaunlicher-weise
ging es sehr gut, obwohl meine innere Unruhe
auf "Maximum" war und
ich im ganzen Körper ein schreckliches
Kribbeln fühlte.
In der nächsten Nacht war ich extrem
angespannt und habe aus dem
Fenster heraus so ziemlich jeden
Fahrer verbal zusammengefaltet,
der mir irgendwie auf den Keks ging -
also so ziemlich jeder! :-)
Im Lauf der nächsten 3 Tage ging die Sucht
an sich immer mehr zurück,
dafür hatte ich Probleme mit dem
Kreislauf. Der Körper, der 25 Jahre
lang Nikotin als "Anlaufmittel"
erhalten hatte, soll auf einmal von
selbst auf Touren kommen.
Das Schlimmste war allerdings die Bekämpfung
der oben aufgeführten,
nicht vollständigen Verhaltensmuster.
Erst jetzt bemerkte ich, daß
sich ein großer Teil meines Lebens
mittelbar und auch unmittelbar
nur um das Rauchen drehte.
Dem Drang nachzugeben,
bzw. der automatische Griff in die Tasche
oder der (sinnlose)
Gang in die Küche haben mich noch ein lange
Weile begleitet, bis
es sich erst ganz langsam aufgelöst hat.
Aber auch jetzt - 1 Jahr
nach dem kalten Entzug habe ich kein
inneres Verlangen mehr nach einer
Zigarette, wohl auch, weil mein
Umfeld rauchfrei ist. Nur ab und zu
taucht im Hinterkopf auf einmal
für eine Sekunde das Nikotinteufelchen auf
oder daß ich auch schon
mal träume, zu rauchen, dies aber
nicht als Erlösung empfinde
sondern merke, daß ich eigentlich
Angst davor habe.
Ich habe intensiv genug
unter dem Nikotinentzug
gelitten, als daß ich meine
eigene Arbeit und das
Durchhaltevermögen sabotieren würde und
alles umsonst gewesen
sein soll. Ich bin einfach davon überzeugt,
daß ich nie wieder
rauchen werde Punkt! Basta!
Vor einem Monat habe ich eine schwere
Lungenembolie erlitten
und laut Aussage der
Ärzte war einer der Faktoren meines
Überlebens, daß ich
nicht mehr rauchte, ansonsten hätte es
durchaus tödlich ablaufen
können. Auch Herz, Lungengewebe und
Arterien hätten sich nicht so
schnell davon erholt
und ich noch eine ganze Weile länger im
Krankenhaus verweilen müssen! Hat
sich also doch gelohnt :-)
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