Der Nikotinkaugummi ist eines von mehreren Mitteln der Raucherentwöhnung, deren Bandbreite insgesamt groß ist. Ganz ohne Hilfsmittel schaffen es lediglich rund 3 bis 5 % aller Raucher, mit dem ersten Versuch die Sucht loszuwerden.
Wie funktioniert der Nikotinkaugummi?
Der sogenannte Rauchstopp, also der feste Entschluss, das Rauchen aufzugeben, ist eine bewusste Entscheidung des Rauchers bzw. der Raucherin. Der eigene Wille spielt dabei eine maßgebliche Rolle. Auch müssen sich Raucher die verheerenden Folgen ihrer Sucht wirklich bewusst machen, um diesen Entschluss klar und durchdacht zu fassen. Hierfür gibt es genügend Argumente, die hinlänglich bekannt sind. Ihnen kann sich im Grunde niemand verschließen, allerdings versuchen Raucher sie auszublenden. Dafür ist wiederum die Nikotinsucht verantwortlich, die zu den stärksten Süchten überhaupt gehört.
Das über den Tabakrauch aufgenommene Nikotin dockt binnen weniger Sekunden an bestimmte Zellen im Gehirn an und löst dort einen Kick aus, den Raucher anschließend regelmäßig wieder erleben möchten. Wer mit dem Rauchen aufhören möchte, erlebt dementsprechend schwere Entzugserscheinungen, die auch körperlicher Natur sein können. Das reicht bis zu Schweißausbrüchen und Herzrasen. Auch können sich ehemalige Raucher auf Entzug oft nur schwer konzentrieren, neigen zeitweise zu Depressionen und träumen noch viele Jahre vom Rauchen.
Weitere psychische Entzugserscheinungen sind Nervosität, Unruhe und teilweise extreme Gereiztheit. Unter Stress ertragen dies viele aufhörwillige Raucherinnen und Raucher nicht, sie werden rückfällig. Das Gros der Entzugserscheinungen basiert in der Tat auf dem fehlenden Nikotin. Natürlich ist das Rauchen auch ein Pausenritual oder dient dem Herstellen einer sozialen Gemeinschaft mehrerer Raucher, aber davon können sich Aufhörwillige verabschieden. Die reine Nikotinsucht hingegen ist nur äußerst schwer durch bloße Willenskraft zu überwinden.
Hier kommt nun der Nikotinkaugummi ins Spiel, der zunächst eine gewisse Dosis Nikotin liefert, mit der ein Raucher „über die Runden kommt“. Nikotin selbst ist nicht allzu schädlich. Die schlimmen Folgen des Rauchens basieren hauptsächlich auf dem Einatmen von verbranntem Tabak und Papier.
Nikotinkaugummi als ergänzende Hilfe
Der Nikotinkaugummi kann eine ergänzende Hilfe für die Raucherentwöhnung sein. Es gibt auch psychologische Unterstützung, Gruppen von Aufhörwilligen, Akupunktur und Hypnose. All das kann auch funktionieren. Die Kombination mehrerer Methoden, zu denen auch das Kauen von Nikotinkaugummis gehört, kann sehr erfolgreich sein. Der Nikotinkaugummi hat den Vorteil, dass sein Einsatz allmählich reduziert werden kann. Irgendwann benötigt ihn der Raucher nicht mehr. Der unmittelbare Vorteil besteht darin, dass die Raucher ihr „Ritual“ des Rauchens unmittelbar aufgeben.
Dies hat einen hohen psychologischen Effekt, der zunächst gar nichts mit der Nikotinsucht zu tun hat: Der Griff zur Zigarette während einer Arbeitspause oder auch nach einer stressigen Situation erzeugt für Raucher die unmittelbare Assoziation, dass sie sich nun entspannen dürfen. Mit dem Nikotinkaugummi und ohne Zigarette geben sie dieses Ritual auf. Meistens ersetzen sie es durch etwas anderes (aber Vorsicht: keine Süßigkeiten!) und erschaffen damit neue, unbedenkliche Gewohnheiten anstelle der früheren Zigarette. Daher sollten Nikotinkaugummis auch über einige Monate angewendet werden, denn so schnell gibt kein Mensch liebgewordene Gewohnheiten auf und etabliert dafür neue.
Abgabe des Nikotins mit dem Nikotinkaugummi
Der Nikotinkaugummi gibt das Nikotin beim Kauen langsam an die Mundschleimhaut ab, von wo es in die Blutbahn gelangt. Aufhörwillige Raucher müssen wissen, dass dies nicht ganz so schnell geschieht wie beim Zug an einer Zigarette. Hier dauert es nur rund fünf bis sieben Sekunden, beim Nikotinkaugummi etwa eine bis drei Minuten. Daher gehört zu dessen Anwendung auch ein klein wenig Geduld. Auf jeden Fall reduziert dieses Nikotin die typischen, oben beschriebenen Entzugserscheinungen. Nikotinkaugummis können in unterschiedlichen Konzentrationen angewendet werden.
Ein einzelner Kaugummi kann rund zwei bis vier Milligramm Nikotin enthalten. Welche Dosis zum ehemaligen Raucher passt, kann dieser mit einem Fagerström-Test ermitteln. Dieser Test basiert auf der Beantwortung von Fragen unter anderem zum Zeitpunkt der ersten Zigarette am Tag (schon gleich nach dem Aufwachen bzw. mehr oder weniger später), zur Zahl der täglich gerauchten Zigaretten und zu früheren Abstinenzversuchen. Nach den Antworten erhält der Raucher Punkte:
- 0 – 2 = geringe Abhängigkeit
- 3 – 5 = mittlere Abhängigkeit
- 6 – 7 = starke Abhängigkeit
- 8 – 10 = sehr starke Abhängigkeit
Stark abhängige Raucher sollten anfangs Nikotinkaugummis mit der höchsten verfügbaren Dosis an Nikotin verwenden. Später können sie sowohl diese Dosis als auch die Zahl der Kaugummis reduzieren. Ärzte beraten zur Anwendung von Nikotinkaugummis unter anderem dann, wenn der Raucher nach einem (rezeptpflichtigen) Nikotinpflaster fragt. Der Nikotinkaugummi gilt als Vorstufe zum Pflaster und ist auch nicht rezeptpflichtig.
Wissen sollten Anwender*innen auch, dass ein Nikotinkaugummi manchmal scharf oder bitter schmecken kann. Dann soll er in die Backentasche gelegt werden, wo es viel weniger Geschmacksnerven gibt und dennoch die Mundschleimhaut das Nikotin ausgezeichnet aufnehmen kann. Einen einzelnen Nikotinkaugummi kann man bis zu 30 Minuten kauen.