Hanno (49) „Wenn die Einsicht da ist, geht es“

Erfolgsgeschichten mit dem Rauchen aufgehört

Ich bin Hanno, 49, – die Entscheidung muss wohl doch von innen kommen, aus einer Not heraus. Natürlich wurde ich als Arzt jahrelang mit dem Vorwurf konfrontiert, selbst ein denkbar schlechtes Beispiel abzugeben. Alle baten mich, mit dem Rauchen doch aufzuhören. Das bringt nichts. Ich fand tausend Gründe (Dienststress, Gelegenheiten …), um meine Sucht zu bagatellisieren oder zu relativieren.

Jetzt ist Schluss – seit 10 Wochen. Endgültig, ich bin mir diesmal ganz sicher. Von 30 Zigaretten pro Tag auf null – ohne Übergangsfristen bzw. fragwürdige Hilfsmittel bzw. -konzepte. Ich bekam fast keine Luft mehr vor lauter Hustenanfällen – täglich, wohin sollte das noch führen, wenn nicht unter die Erde.

Die Einsicht war da: „… wenn ich jetzt nicht stabil bleibe, dann nie – dann fehlt mir in 10 Jahren ein Bein, oder beide, oder ich bin dann blau und ringe nach der letzten Luft … “ … ich kenne diese Bilder und habe panische Angst vor einem solchen Ende. Das ist nicht fiktiv, sondern allgegenwärtig, nur allzu gut versteckt in unseren Krankenhäusern.

Und nun?
Es war ja gar nicht so schwer! Am meisten haben mir zwei Argumente geholfen:

1. „Rauchen entspannt und ist beruhigend“ —– nein! Wir Raucher haben uns selbst den Bedarf geschaffen, durch unsere Sucht, natürlich ist es „entspannend“, den Nikotinspiegel wieder anzuheben, durch eine „Fluppe“ … und danach? Sinkt er wieder und schreit demnächst nach neuer Entspannung. Das ist ein künstlich erzeugter Kreislauf, dieses Bedürfnis ist unecht und nimmt sehr schnell ab! ( bei mir nur 2 ….3 Tage – nach 30 Jahren – !)

2. „Eine Zigarette jetzt, beim Lagerfeuer und beim Bier, das wäre ein Traum!“
Erinnerst Du Dich an den 13. Mai 2005, an Deine 11. Zigarette dieses Tages? Nee, natürlich nicht. Und genauso banal wäre die nächste Fluppe. Denn Du würdest automatisch schon die nächste planen, und die übernächste, und dann wäre der Damm wieder mal gebrochen – ein Rückfall …

Was hat’s mir nun in den zehn Wochen wirklich gebracht, mit dem Rauchen aufzuhören? Eine Menge. Ich wusste bis vor einigen Wochen nicht (als medizinisch schon ziemlich gut informierter Zeitgenosse), welche Dimension das für mich selbst annehmen wird, da ich mich mit meinen eigenen diversen „Zipperleinchen“ schon abgefunden hatte.

1. Ich habe keine Husten mehr.
2. Meine Hände zittern nicht mehr.
3. Ich kann wieder Kaffee trinken, ohne Magenschmerzen zu bekommen.
4. Ich schnarche nicht mehr. (unglaublich, ich hätte nie gedacht, das mein Schnarchen etwas mit dem Rauchen zu tun hat – aber die Familie ist jetzt glücklich …)
5. Ich schwitze nicht mehr wie ein Pferd …
6. Ich schlafe eindeutig ruhiger.
7. Ich fühle mich schlichtweg jünger, entspannter als vorher – das lässt sich schlecht erklären, ist aber eindrucksvoll.
8. Mein Ego ist ganz oben jetzt – immerhin: das hätte mir eigentlich keine(r) zugetraut… tja, Leute: ich schaff’s doch !!!
9. Meine Töchter (17,18 …) fänden es äusserst uncool, ihren Vater als „looser“ zu erleben …
10. Meine ständige Angst vor irgendwelchen „tumorösen“ Neubildungen am eigenen Körper – meine Krebsangst – wird deutlich kleiner, das schlechte Gewissen lässt deutlich nach ….

Also, diese zuletzt genannten zehn Punkte sind es schon wert, durchzuhalten, auch wenn die Versuchungen gross sind. Ich vermeide die üblichen Situationen „von früher“ übrigens nicht: setze mich mit meinen vertrauten rauchenden Kollegen zum Kaffee oder Plausch, ertrage den „Dunst“ tapfer, wohl wissend, dass ich davor nie geschützt sein werde und mein Entschluss, selbst nicht mehr zu rauchen, damit gar nichts zu tun hat. Salzstangen helfen da ungemein ….. wenn man sich sonst vor seinem Verlangen gar nicht retten kann. Sie sind würzig, man knabbert sie „wie Zigaretten“, sie werden auch mal alle … (auch im Auto, im Stau, während der Fahrt …)

Okay. Das war’s mir eigentlich wert, dies zu schreiben.
Soll keiner sagen: aufhören geht nicht. Geht doch! Hanno

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