U. (40) „Möchte nicht, dass mich mein Kind einmal mit Ekel oder Abscheu ansieht“

Erfolgsgeschichten mit dem Rauchen aufgehört
An alle, die es wissen wollen, und denen ich vielleicht beim aufhören helfen kann: It’s not a trick, it’s a Sony (Sohni) – davon hab ich zwei!

Mit ca.13-14 hab ich angefangen, wie mit Sicherheit ganz viele in meinem Alter (Jahrgang 1959) um einfach dazuzugehören. Ich kann heute nicht mehr sagen, ob es mir geschmeckt hat. Eher nicht. Wahrscheinlich wollte ich einfach cool sein. Hab wohl darüber nicht gemerkt, wie die nächsten 35 Jahre vergangen sind. In dieser Zeit hab ich mit Sicherheit ein schmuckes Einfamilienhäuschen verqualmt. Wie blöd kann man eigentlich sein?
 
OK. Eins nach dem anderen. Erstmal war das Qualmen mächtig in! Zuhause war man immer irgendwie das kleine Mädchen. Aber an der Bushaltestelle von der Schule: …boa ey, das war schon was; für die Kleinen warst du da der King, wenn du ganz lässig eine Kippe in der Hand oder dem Mundwinkel hängen hattest. Man musste nur aufpassen, dass man sich nicht verschluckte oder husten musste, das hätte blöd ausgesehen oder wäre vor den Kleinen peinlich gewesen, kurz und gut, es war ganz schön anstrengend erwachsen zu tun.
 
Eigentlich wollte ich erzählen, warum ich aufgehört habe, zu rauchen. Was heisst aufgehört, also im Moment, zur Zeit rauche ich nicht. Manchmal fällt es mir ganz schön schwer (jetzt grade im Moment), aber meistens bin ich ganz schön stolz auf mich, dass ich es ohne aushalte.
 
Also es war bei der Freisprechung (Überreichung des Gesellenbriefes nach der Lehrzeit) meines kleinen Sohnes. Die Veranstaltung dauerte ca. 1,5 Stunden. Anschließend strömten die Raucher nach draußen, um ihre Sucht zu befriedigen. Ich war natürlich eine der ersten, die vor dem Gebäude stand und eine Kippe ansteckte, schließlich war ich seit ca. 20 Jahren absolute Sucht- und Kettenraucherin. Zu mir gesellte sich mein Mann (Gelegenheits- und Partyraucher), mein Sohn (der frischgebackene Geselle) und der Vater meines Sohnes (mein Ex-Mann und mich als Kettenraucher noch übertreffend). Also wir vier stehen da so rauchend vor dem Gebäude – ich zieh den Rauch bis in die Zehenspitzen (hab ja schließlich 90 Minuten nichts bekommen) und genieße die ersten Züge; mein Mann steht dabei und raucht aus Sympathie mit (er könnte es genauso gut lassen); mein Sohn raucht eine, weil er froh ist, alles hinter sich zu haben und mein Ex-Mann raucht, vermutlich weil er immer raucht. Ein Gespräch kommt nicht zustande, da der Vater meines Sohnes einen Hustenanfall bekommt. Auf meine Aussage :“Das hört sich aber nicht gesund an“ kommt die Antwort: „Ich hab lange nicht geraucht, muss erst mal abhusten“. Ich denk ich hör nicht richtig, schau meinen Mann an ( der guckt genauso ungläubig wie ich), schau meinen Sohn an – und da ist es passiert!!!!
 
Soviel Ekel und Abscheu in einem Blick hab ich noch nie gesehen! Da ist bei mir eine Klappe gefallen. Das war der Punkt, wo ich dachte: OK, jetzt hörst du auf. Im meinem ganzen Leben möchte ich niemals, dass mein Kind mich mit soviel Ekel oder Abscheu ansieht. Irgendwie hab ich schon oft probiert aufzuhören (ungefähr tausendmal), es hat nie geklappt. Aber jetzt denk ich, dass es vielleicht klappen könnte. Mittlerweile sind es 284 Tage ohne Kippen.

Es ist schön, ein Vorbild für seine Söhne zu sein, auch wenn sie weiterrauchen (Vielleicht hören Sie ja auch einmal auf).

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