Hallo Rauchfrei.de Redaktion,
hatte heute wieder mal ne schlaflose Nacht und da hab ich Eure Seite gefunden, mich hingesetzt und ein wenig geschrieben um mich abzulenken. Ist vielleicht nicht ganz das, was zu den anderen Beiträgen passt (bin ja erst seit 5 Wochen clean und wer weiss, wie lange), aber vielleicht wollt ihr ja den Beitrag doch ablichten. Bin 25 Jahre alt und heisse Tobias. Ich schreibe diesen Bericht, da ich mit Schreiben ein wenig meine Gedanken ausbreiten und mich damit selbst zerstreuen kann. Ich Nichtraucher? Im Moment schon noch, aber ich überlege es mir schwer, wieder anzufangen. Eine kurze Zusammenfassung: 25 Jahre, 9 Jahre täglich rund ein Päckchen geraucht, seit fast 6 Wochen radikal Null Nikotin. Wieso ich wieder anfangen will? Einfach weiterlesen.
Der Anfang:
Nun, ich war fast 16 Jahre alt, als der Kollege eine frische, abgebrochene Zigarette fortwerfen und zertreten wollte. Ich las sie wieder vom Boden auf, zündete den Stummel an und machte meinen ersten Lungenzug mit den bekannten Erscheinungen. Dann war drei Monate nichts weiter los, bis ich mit denselben Kollegen in einem Ferienlager war und sie sich (wieder einmal) heimlich davonstahlen, um ihre Zigarette zu rauchen. Zum ersten Mal in diesen drei Monaten boten Sie mir ebenfalls eine an und ich akzeptierte. Mit dieser Zigarette bekam ich meinen ersten Flash. Ich rauchte sie vollständig, roch gleichzeitig die würzige Waldluft und fühlte mich äusserst wohl, wenn auch nur für etwa fünfzehn Minuten. Danach war wieder für mehrere Wochen nichts los, bis dass ich dann in der Schule an einer Party einen guten Kollegen um eine Zigarette gebeten hatte. Etwa die Hälfte der Klasse rauchte und sah verwundert zu, als ich die Zigarette ohne Hustanfall genoss. Dies war der wirkliche Anfang meines Raucherdaseins. Es dauerte nur etwa zwei Wochen, bis dass ich mein erstes Päckchen kaufte.
Gleich am darauf folgenden Wochenende war ich mit diesem Päckchen in der Tasche zuhause bei den Eltern und habe einige Stunden schwitzend verbracht in der Angst, sie könnten es entdecken. Nun, die Mutter hat es wohl schnell mal herausgefunden, der Vater wusste erst rund zwei Jahre später davon, aber davon später. In der Klasse war Rauchen weitgehend verbreitet und es wurde nicht weiter darüber gesprochen, weder negativ noch positiv. So wuchs mein Konsum innert weniger Wochen von null auf rund 10 Zigaretten pro Tag. Es muss noch gesagt sein, dass ich während diese Zeit bereits nicht mehr bei den Eltern wohnte, sondern in einer Art Internat in einer Mittelschule lebte, welche weitgehende Freiheiten bot und so zusagen keine Kontrollen führte. Von den insgesamt 5 Jahren, die ich da verbrachte, hatte ich das erste Jahr einen Zimmerkollegen, welcher strikt Nichtraucher war, weswegen ich mich auch zusammenreissen konnte.
Ab dem zweiten Jahr jedoch nahm ich mit einem anderen Kollegen ein gemeinsames Zimmer, wo wir es schafften, auf kleinstem Raum die grösste Raucherhöhle der Schule zu führen. Es war herrlich, wir hatten drei Sofas, vier Matratzen, mehrere Liegekissen und viele Pflanzen (tropisch, nicht Hanf). Die Blumentöpfe waren vollgestopft mit Zigarettenstummel. Zwei Computer waren ebenfalls im Raum verteilt, und so verbrachten wird die Abende anstelle mit Französisch-Büffeln mit Rauchen, Gamen und nochmals Rauchen. Ich hatte keine Probleme mit dem Schulstoff, sodass ich mit dieser Art zu Leben keine Konsequenzen zu erwarten hatte. Der „Internat“-Leiter kam regelmässig vorbei, sagte jedoch nichts weiter, als dass es ein klein wenig nach Rauch stinke in diesem Raum. Die Blumentöpfe mussten wir alle drei Wochen leeren, sodass sie nicht überquollen. Mein Konsum steigerte sich auf ein bis zwei Päckchen pro Tag. Während dieser Zeit hatte ich bereits Stangen gekauft.
Die Mutter hat es während dieser Zeit natürlich schon lange herausgefunden. Sie hatte einst selbst geraucht und hat mir damals noch die Kleider gewaschen, welche naturgemäss nach Rauch gestunken haben, da wir in unserer Raucherhöhle nebst gelebt auch noch geschlafen haben. Sie hat jedoch nie ein Wort gesagt. Erst nach einer Familien-Feier war es dann auch bei den Eltern offiziell. Der zwanzigste Hochzeitstag des Onkels. Alle Cousins und Cousinen kamen zusammen. Die Hälfte davon hatte geraucht. Als ich mich dann endlich zu ihnen setzte, meine
eigenen Zigaretten auspackte und mir eine anzündete, kam zuerst Mutter vorbei (ohne Reaktion) und dann Vater: Du rauchst? Das Wochenende darauf hatte ich ein längeres Gespräch mit ihm.
Nun, dieses zweite Jahr war wohl das heftigste von allen. Nach diesem Jahr musste mein Zimmerkollege feststellen, dass er im Gegensatz zu mir durchaus seine Probleme mit diesem Lebensstil hatte. Er hätte aufgrund seiner Leistungen das Jahr wiederholen müssen, hat sich dann jedoch aufgerappelt und sich selbständig in einer anderen Schule eingeschrieben, wo er einige Jahre später dann angeblich auch abgeschlossen haben soll. Ich habe ihn jedoch nie mehr wieder gesehen.
Die Reife:
Im dritten Jahr war ich alleine in diesem Zimmer, welches einst eine Rauchhöhle war. Jetzt jedoch strikt rauchfrei. Selbstverständlich waren sämtliche Sofas, Matratzen und Kissen noch da und haben noch lange Zeit vor sich hin gestunken, jedoch hatte ich sämtliche Blumentöpfe geleert und alle Aschenbecher ausgeräumt. Das Aufenthaltszimmer, in welchem Rauchen offiziell erlaubt war, war nur wenige Schritte entfernt, womit ich auf das Rauchen nicht verzichten musste. Mit der Zeit hatte ich sogar wieder Kleider, welche einigermassen sauber waren. Während dieses Jahres konnte ich meinen Konsum auf etwa 15 Zigaretten pro Tag reduzieren.
Zu Weihnachten dieses Jahres unternahm ich dann meinen ersten Aufhör-Versuch, welcher nach eineinhalb Wochen wieder abgebrochen wurde. Der Grund für das Aufhören waren psychische Probleme (Weihnachten, Pubertät) und eine schmerzende Lunge. Auch ich musste feststellen, dass selbst die schwächsten Zigaretten (1 auf 0.1) der Lunge Schaden zufügen. Diese Zigaretten (der Name sei hier nicht genannt) hatten sich nach dem ersten Jahr bei mir eingebürgert und sind mir bis heute geblieben. Entzugserscheinungen hatte ich während dieses
Versuches keine. Aber nach eineinhalb Wochen war Weihnachten vorbei, die Ferien gingen zu Ende, und die Klassenkollegen kamen wieder zurück und wir konnten wieder zusammen in den Ausgang, was automatisch bedeutete, dass ich wieder anfing, zu rauchen. Es ging mir wieder blendend.
Das vierte und fünfte Jahr verlief ähnlich. Ich habe nie mehr im eigenen Zimmer geraucht, jedoch nach wie vor in geschlossenen Räumen. Es ergab sich, dass ich während dieser beiden Jahre in einer WG aufgenommen wurde, welche zwar lauter Nichtraucher beinhaltete, welche sich jedoch an rauchenden Personen nicht störten. So kam es, dass das Wohnzimmer stets einen Aschenbecher in der Mitte stehen hatte. Jedoch füllte sich dieser täglich nur mit rund 5 Zigaretten, alle anderen waren an der frischen Luft geraucht worden (10 bis 15 weitere).
Am Ende der fünfjährigen Ausbildung konnte ich zurückblicken auf fünf Jahre Rauchen und Trinken, und das nicht zu knapp. Ich habe Bier getrunken, bin in Bars gegangen, habe getanzt und einiges erlebt, wovon ich auch einiges nachträglich als Jugend-Dummheit betrachte. Ich habe auch gekifft, jedoch kann ich die Anzahl Joints an einer Hand abzählen und bin seit dem letzten Jahr der Ausbildung nie mehr damit in Lungenkontakt gekommen. Hanf hat mir einfach nicht gefallen. Ich habe grundsätzlich nur geraucht und gesoffen. Es war meine Befreiungszeit.
Nach der Pubertät:
Nun jedoch war die Zeit gekommen für einen Umbruch: Der Militärdienst. Im Militär (welches in der Schweiz obligatorisch ist für jeden, es sei denn, er ist ungeeignet) rauchte ich bis zu drei Päckchen pro Tag. Dies nicht, weil mich die Kollegen anstifteten oder ich auf irgendeine Art unter Druck gekommen war, sondern aus einem einfachen Grund: Es war das einzige, was Sinn machte. Wenn man pro Tag während acht Stunden zum Nichtstun beordert wird, gehen einem irgendwann die Beschäftigungen aus. Klar gab es die eine oder andere Schachpartie, die Möglichkeit, auf die Toilette zu gehen, Sport oder andere Beschäftigungen, jedoch hatte man kaum die Zeit, sich auf etwas einzustellen, weswegen dann jede Pause einfach mit dem einen gefüllt wurde: Rauch.
Nach 15 Wochen kam dann gleich der nächste Bruch: Der Beruf fängt an. Von den zwei bis drei Päckchen pro Tag runter auf ein Halbes, wobei die erste Hälfte des Tages nahezu rauchfrei sein musste, da ich stets von Kindern umgeben war. Wiederum hatte ich keinen Entzug, da ich schlicht zuviel zu tun hatte. Ich war zu 150 Prozent ausgelastet. Während dieser Zeit habe ich begonnen, die Zigaretten als Genuss zu betrachten und sie zur Entspannung zu rauchen. Jede Zigarette, die ich rauchte, rauchte ich alleine, für mich. Dazu jedoch später mehr.
Ich habe seit der Offenlegung vor den Eltern nie wieder ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich rauchte, jeder am Arbeitsplatz und alle Kinder wussten von meiner Sucht, aber ich habe gleichzeitig auch stets Wert darauf gelegt, dass ich deswegen ausdrücklich akzeptiert wurde. Ich habe mit der Zeit gelernt, korrekt zu Rauchen, was für mich bedeutet, niemanden damit zu belästigen oder in irgendeiner Art störend zu wirken. Ich habe dadurch nie Probleme mit der Akzeptanz gehabt.
Auch diese Ära ging wieder vorbei, da ich mich nach einem Jahr entschied, ein weiteres Studium zu starten. Während der ersten zwei Jahre des Studiums hatte ich einen ähnlichen Konsum, wie in den letzten beiden Jahren der ersten Ausbildung: In jeder Zwischenpause gabe es eine Zigarette und am Abend noch ein paar mehr. Und da es dazwischen immer noch ein wenig mehr Zeit gab, um noch eine weitere zu rauchen, hatte ich rund ein Päckchen pro Tag.
Im zweiten Jahr dieser Ausbildung startete ich dann meinen zweiten
Versuch, komplett aufzuhören. Es gab damals keinen Grund, wieso ich
aufhören wollte, es war einfach ein Entscheid, welchen ich eines Abends
gefällt hatte. Mein Fehler war, dass ich aus „sentimentalen“ Gründen
ein volles Päckchen aufbewahren wollte. Nach eineinhalb Wochen war das
Päckchen offen und es fehlte die erste Zigarette. Es sollte nur eine
kleine Belohnung sein, jedoch fehlte am Abend drauf bereits die
nächste. Den Rest kann man sich denken. Diesmal hatte ich
Entzugserscheinungen, denn es gab kein besonderes Ereignis, welches das
Aufhören provozierte, es gab keinen Stress und es gab keine Schmerzen.
Das letzte Jahr:
Im letzten Jahr hatte ich ein Praktikum, will heissen, ich war während
eines ganzen Jahres fest angestellt bei einer Firma. Ich arbeitete als
das, was ich später mittels der Zweitausbildung werden wollte und
machte meine vorerst letzten Erfahrungen mit dem Rauchen. Wieder war
ich zu mehr wie 100% ausgelastet und mein Konsum stellte sich
automatisch ein wenig ein. Im ersten Quartal rauchte ich etwa 15
Zigaretten pro Tag: Eine am Bahnhof, eine zum Kaffee, eine nach dem
Mittagessen, zwei am Nachmittag und dann den Rest am Abend.
Dies ging jedoch nur das erste Quartal gut so, denn schon bald hatte
ich den Arbeitsrhythmus draussen und wusste, wie der Laden läuft. Ich
hatte den ersten Stress bereits überlebt und konnte nun Projekte selbst
managen und mir die Zeit selbst einteilen. Dadurch hatte ich auch die
Freiheit, mir ein wenig mehr Pausen zuzuteilen, welche dann auch
tatsächlich mit Rauchen gefüllt wurden. So wurden aus den ehemals 5
Zigaretten tagsüber schlussendlich wieder 10 und das Päckchen pro Tag
war wieder da.
So entschied ich mich im Juni dieses Jahres zu einem revolutionären
Schritt: Ich rauchte während des Arbeitstages nur noch eine einzige
Zigarette: Die nach dem Essen. Am Abend rauchte ich dann soviel ich
wollte. Wie erwartet hatte ich durchaus meine Probleme, diesen Schritt
einzuhalten, aber ich schaffte es. Während drei Monaten hatte ich
täglich nur noch eine Zigarette und dann bei Arbeitsschluss (gegen
sieben) die erste von den restlichen am Abend. Diejenigen am Abend
steigerten sich während der ersten beiden Wochen natürlich auf mehr wie
15, kamen jedoch dann ganz natürlich herunter, sodass ich es schaffte,
einen Konsum von weniger als 10 Zigaretten pro Tag vorzuweisen.
Dann kam das Wochenende am Ende des Monats August, beziehungsweise dem
Anfang des letzten Monats, den ich noch bei diesem Job verbringen
würde. Ich machte mir so langsam Gedanken über den Verlauf des
kommenden Studiums und fasste einen weiteren Entschluss: Ich würde
während der nächsten zwei Jahre studieren und während dieser Zeit kaum
aus dem Stress heraus kommen. Wenn ich jetzt nicht aufhörte zu rauchen,
werde ich es die nächsten zwei Jahre garantiert nicht mehr schaffen.
Dies war mein Ansporn.
Ich hatte mein letzes Päckchen bereits gekauft und musste es somit nur
noch fertigrauchen. Und so kam es, dass ich sämtliche Aschenbecher
leerte, spülte und im Kasten verräumte. Auch verstaute ich alle
Zundhölzer und Zigarettenanzünder. Schlussendlich ging ich am kommenden
Montag im Büro und rauchte nach dem Mittagessen still und genüsslich
meine letzte Zigarette.
Das Ende:
Oh, im Nachhinein war es nicht ganz so einfach. Es war beinahe nach
Lehrbuch, was ich alles durchmachte, aber bis jetzt hab ich es
geschafft. Es gab einige schwierige Momente, aber auch ein paar
befriedigende. Zuerst wusste nur eine einzige Person davon, nach einer
Woche zwei, drei weitere, und nach der dritten Woche machte ich meinen
Schritt öffentlich. Genauso wie das Anfangen war auch das Aufhören für
mich etwas, was ich für mich selbt zuerst beginnen musste, bevor ich es
anderen Personen zumuten konnte.
Angefangen hat es mit den körperlichen Entzugserscheinungen, welche
etwa drei Tage dauerten. Ich hatte zwar keine zittrigen Hände, aber
innerlich war ich nervöser wie bei einem Vorsingen. Ich war gereizter
als sonst und hatte ständig das Gefühl, dass ich etwas vergessen hatte.
Ich musste mich alle zehn Minuten strecken, da ich mich verspannte,
konnte jedoch trotzdem das Gefühl nicht abschütteln, so erschöpft zu
sein, wie wenn ich gerade mal zwei Stunden geschlafen hätte. Ich trank
etwa doppelt soviel Flüssigkeit als sonst und habe etwa 5 Kilo
zugenommen, da ich den Körper mittels Schokoladenbonbons beschäftigen
wollte (ich bin zwar männlich, aber auch ich liebe Süssigkeiten).
Schlafprobleme hatte ich auch. Zum ersten Mal überhaupt bin ich über
mehrere Tage mitten in der Nacht aufgewacht und konnte während 15 bis
60 Minuten nicht mehr einschlafen. Dies zog sich noch bis in die fünfte
Woche hinein. Zuerst dachte ich, es sei, weil ich mehr Kaffee trank,
aber als nach dem dritten Tag die körperlichen Entzugserscheinungen
verschwanden, hatte sich auch mein Kaffee-Konsum wieder soweit
normalisiert, dass ich keine extra-Rationen am Abend benötigte.
Der Abend war jeweils das schlimmste. Nicht, weil ich es gewohnt war,
nur am Abend zu rauchen, sondern weil ich auf einmal viel mehr Zeit zur
Verfügung hatte. Mir war so stark langweilig, dass ich pro Tag auf
meinem Balkon rund 5 Kilometer hinlegte. Die Gewohnheit, Denkpausen mit
einer Zigarette abzurunden, konnte ich auch nicht anders füllen und so
kam es, dass ich keine Denkpausen mehr einlegte, mich dadurch weniger
konzentrieren konnte, somit früher mit einer Beschäftigung aufhörte und
schlussendlich noch mehr unbenutzte Zeit zur Verfügung hatte.
Nach den ersten drei Tagen hatten sich meine Geschmackssinne wieder auf
das volle Spektrum entfacht. Zwar konnte ich nun das Essen im
Restaurant etwas mehr geniessen, habe jedoch zum grössten Teil einfach
nur entdeckt, wie sehr eine Stadt stinken kann. Jetzt im Nachhinein
habe ich mich an diese Gerüche wieder gewohnt, aber wenn man sie innert
kurzer Zeit plötzlich doppelt so intensiv wahrnimmt, so erstaunt das
schon ein wenig.
Zurück zum Leben:
Nach der ersten Woche hatte ich mein Leben wieder ein wenig in einen
strukturierten Rahmen setzten können. Das Wochenende war ein wenig
hart, da ich mir an den Wochenenden vorher soviel Zigaretten erlaubte,
wie ich wollte. Jedoch hatte ich die positive Erfahrung gemacht, dass
ich nicht rauchen muss/will, wenn ich mit den Kollegen im Ausgang bin.
Ganz egal, wieviel um mich her geraucht wird, diese Tatsache alleine
wird nie der Ausschlag sein, dass ich wieder anfangen würde, zu
rauchen. Ich liess die Kollegen rauchen und sie liessen mich
nichtrauchen.
Die zweite Woche war die Woche des Zurechtfindens. Nachdem sich der Körper vom ersten Schock erholt hatte, konnte ich beginnen, die Psyche auf diesen Zustand zu trimmen. Noch immer konnte ich schlecht schlafen, mir kam es sogar vor, dass ich anders schlafe, als sonst. Es war nicht dasselbe Gefühl, wenn ich einschlief und es war auch nicht dasselbe Gefühl, wenn ich aufgewacht bin. Trotzdem konnte ich mittlerweile damit umgehen, auch wenn ich morgens etwas sehr müde war. Alle Aktivitäten, die ich sonst so machte hatten nun mittlerweile das Mehr an Zeit ein wenig belegt, wodurch meine Balkon-Wanderungen immer seltener wurden. Meine Schokolade-Lust kam langsam zum Erliegen und ich wusste, dass ich nun während der nächsten Zeit sehr schnell wieder auf mein Normal-Gewicht zurückkehren würde. Darüber hatte ich mir nie Sorgen gemacht.
Am Anfang der dritten Woche kam dann die erste Härteprobe. An einem Sonntagabend hatte ich sowas wie einen Rückfall, was heissen will, dass ich nicht schlafen konnte, und somit lange Zeit auf dem Balkon auf und ab gewandert bin. Glücklicherweise gibt es die Zigaretten, welche ich rauchte in meiner Nähe nur in einem Tankshop, welcher nur bis Mitternacht geöffnet hat und es war bereits nach zwölf. Ansonsten hätte ich mir gut vorstellen können, das Ganze abzubrechen und wenigstens eine Zigarette zu rauchen, damit ich besser schlafen könnte. Natürlich wäre es dann bei dieser einen nicht geblieben. Ich habe mich stattdessen an den Computer gesetzt und ein wenig geschrieben (so wie jetzt). Dieser Abend war der schwierigste in der ganzen Entzugsphase.
Die nächsten zwei Tage waren dann umso erfreulicher. Die wohl wertvollste Erfahrung meines Entzuges ist die Veränderung meiner Haut, welche während dieser beiden Tage, also nach rund zweieinhalb Wochen eintrat. Um nicht um den Brei herumzureden: Meine Haut wurde über Nacht so fein, dass ich während des Schlafens träumte, ich hätte eine Frau bei mir, welche mich mit ihren sanften Händen streichelt, sodass ich schlussendlich meine Bettdecke deckte. Auch sonst musste ich mir eingestehen, dass ich mich sexuell aktiver fühlte. Dies zusammen mit der zartseidenen Haut ergab dann dieses kleine „Missgeschick“.
Diese Erfahrung und die Tatsache, dass meine Haut so blieb gab mir sehr viel Mut und ich konnte die vierte und fünfte Woche relativ problemlos überstehen. Mittlerweile hat sich das Leben fast normalisiert, ich arbeitete normal, ich schlief wieder fast normal, hatte normal Hunger und hatte mittlerweile auch wieder die 5 Kilo abgenommen, es gab nur ein Problem: Ich hatte zu nichts mehr Lust. Ich hatte jeweils Feierabend und kam nach Hause. Da ich keinen Fernseher besitze, setzte ich mich jeweils vor den Computer und habe irgendwelche blöden online-Spiele gespielt. Dies während fast drei Wochen jeden Abend. Diese Lustlosigkeit habe im nun mittlerweile nur wenig eindämmen können, mittlerweile würde ich es einfach als Energielosigkeit bezeichnen. Die Spiele spiele ich mittlerweile nicht mehr (da besteht bei mir keine Suchtgefahr, das wird mir nach einiger Zeit einfach zu blöde), aber ich bin trotzdem nicht auf dem Leistungsniveau, das ich mich gewohnt bin.
Das Ende vom Ende? (Nicht lesen, wenn man aufhören will)
Hier stehe ich nun. Ich bin seit mehr wie fünf Wochen strikt Nichtraucher und stehe vor einem Lebensumbruch, denn das Studium fängt in zehn Tagen wieder an. Ich hatte seit fast sechs Monaten keine Ferien mehr und musste deswegen einiges Aufschieben. Ich hatte Stress und geniesse jetzt zwei Wochen Ferien. Aber ich kann nichts machen, denn ich habe keine Energie. In meinem Kopf schwirren so viele Ideen, ich habe Konzepte, Arbeiten und Pläne in meinen Gehirnwindungen gespeichert, die ich umsetzen möchte. Ich habe Hobbies, welche ich um jeden Preis ausleben möchte und ich habe Kollegen, mit welchen ich etwas unternehmen möchte. Aber ich habe einfach keine Energie. Und das führt mich schwer in Versuchung.
Ich hätte heute Abend für einen Kollegen etwas fertigmachen wollen, stattdessen habe ich mich auf den Balkon gesetzt, Eis gegessen und die Zeitung gelesen. Die Luft war kühl, ich hatte eine Jacke und ich hatte einen warmen Tee bei mir, aber trotzdem konnte ich einfach keine Motivation aufbringen, diese Arbeit anzufangen, denn es fehlt mir etwas: Die Zigarette. Nicht das Nikotin, sondern den Zustand des
Rauchens. Was nun folgt, ist meine Hommage an das Rauchen:
Als ich am Anfang der dritten Entzugswoche in Versuchung geriet, hatte ich mich im Internet ein wenig umgesehen und bin auf tausende von Links gestossen: Tipps und Tricks, medizinische Berichte, persönliche Erfahrungen, usw. Unter Anderem aber auch Berichte, welche das Rauchen mehr oder weniger objektiv betrachten und sowohl die Vor- als auch die Nachteile aufzählen. Zuerst hab ich über die Vorteile gelächelt, mit mir selbst gewitzelt, dass dies bisher stets meine Einstellung war und ich mich deswegen selbst angelogen hatte. Nun mittlerweile bin ich zu folgenden Überlegungen gelangt, welche ich teilweise mithilfe dieser objektiven Betrachtungen noch verfestigt habe:
Der Gruppenzwang: In den allerersten beiden Jahren war Rauchen für mich das, was man tut, wenn man mit Kollegen zusammen etwas unternimmt. Danach jedoch rauchte ich am liebsten alleine. Ich genoss es, alleine zum Bahnhof zu laufen und dabei eine Zigarette in der Hand zu halten. Beim Lesen der Zeitung Rauch aufsteigen zu lassen. Im Regen und Gewitter unter einem schützenden Dach zu stehen, eine Zigarette zu rauchen und dem Naturspektakel zuzuschauen. Einen Kaffee zu trinken und dabei den blauen Dunst durch die Zähne zu ziehen. Nach einen guten Essen zurückzulehnen und ein Lungenbrötchen zu sich nehmen. Und ganz besonders nach einem Arbeitstag in einer lauen Sommernacht auf meinem Balkon zu sitzen und mir eine anzuzünden. Im Gegensatz zum Trinken, welches ich nur zusammen mit jemand anderem mache, bevorzuge ich, alleine zu rauchen.
Die Wirkung: Das Nikotin spüre ich kaum. Zum einen, da ich schon so lange rauche, zum anderen, da ich Zigaretten mit einem niedrigen Nikotingehalt rauche. Aber eine Zigarette erlaubt es mir, eine Arbeit zu unterbrechen, den Raum zu verlassen und die Gedanken zu zerstreuen. Mit einer Zigarette schaffe ich mir Abstand von der Arbeit, welche meine Konzentration sonst gänzlich in Anspruch nimmt. Dadurch, dass ich nur im Freien rauche, komme ich zusätzlich an die frische Luft. Durch die frische Luft und die Denkpause bekomme ich meine Gedanken wieder frei und ich kann für den nächsten Arbeitsblock frisch planen.
Unterwegs: Wie bereits gesagt, rauche ich nur ausserhalb von geschlossenen Räumen. Dadurch kann ich mich selbst zwingen, einen Weg mal nicht mit dem Bus zu fahren, sondern zu Fuss zu gehen. Wenn ich mir eine Zigarette angezündet habe, kommt zudem hinzu, dass ich Bus oder Tram auch mal vorbeifahren lasse und auf das nächste warte. Wenn ich aufgrund der Zigarette etwas gelernt habe, dann ist das Gemütlichkeit. Stress hat bei mir mit der Zigarette wenig am Hut. Wenn ich Stress
habe, dann rauche ich nicht. Nach dem Stress jedoch geniesse ich dann eine Zigarette.
Respekt, Akzeptanz, Toleranz und Vorbild: Ich respektiere, akzeptiere und toleriere die Wünsche von anderen Leuten, und Rauchverbote. Ich lüge mich den Fortschriften, an bestimmten Orten wie auch Tankstellen nicht zu rauchen und ich kenne die Gefahr von Passivrauchen. Sofern es geht, versuche ich es zu vermeiden, vor Kindern zu rauchen, lasse sie jedoch gegebenenfalls nicht glauben, dass ich ein gutes Vorbild sein könnte. Kinder, die um Zigaretten betteln, haben bei mir nichts zu
suchen.
Gesundheit: Nikotin ist eine Droge und ich weiss das. Rauchen ist gesundheitsschädlich, Passivrauchen ebenso. Jedoch ist nichts wirklich schädlich, solange es mit Mass genossen wird. Hier somit die Aussage meines Arztes: „Rauchen sie, wenn sie wollen, Treiben sie sowenig Sport, wie sie wollen. Solange es ihnen gut tut.“. Eine gewisse Anzahl an Zigaretten ist für mich eine Genugtuung, eine Belohnung. Diese Belohnung fehlt mir, und daran habe ich psychisch zu kauen.
Wie wird es weitergehen?
Nachdem ich diesen Text geschrieben habe, war ich nicht viel weiter, als vorher. All die Gedanken, die ich hier niedergeschrieben habe, sind noch viel ausführlicher in meinem Kopf drin und zwar schon lange. Für heute habe ich es wieder geschafft, dem Rauchen zu widerstehen, schliesslich habe ich fast fünf Stunden an diesem Text geschrieben. Aber so wie es aussieht werden meine rauchfreien Tage schon bald zu Ende sein. Nicht, weil ich es nicht mehr aushalte, sondern, weil ich es mir nicht mehr leisten kann, unproduktiv zu sein. Die Zigarette hilft mir, produktiver zu sein, so sieht es auf jeden Fall aus.
Einige Kollegen und Verwandte raten mir, Zigarren anstelle von Zigaretten zu rauchen. Diese geben mir Genuss und Geschmack, jedoch nicht die gesundheitsschädliche Inhalation all der Schadstoffe. Dummerweise mag ich den Geschmack von Zigarren und Zigarillos nicht besonders.
Mein Ziel ist somit: Gelegenheitsraucher. Ich rauche dann, wenn ich mich belohnen will, wenn ich wirklich Lust dazu habe. Nicht einfach eine bestimmte Anzahl pro Tag, damit ich die körperliche Abhängigkeit befriedigt habe, sondern dann, wenn ich sagen kann, heute habe ich wieder mal eine Zigarette verdient.
Schockiert, dass ich wieder anfangen möchte? Wer weiss, ich schlafe jetzt mal drüber und dann seh ich wieder weiter. Ich rufe morgen mal noch eine Beratung an. Mal schauen, was die sagen
Alle Rauchfrei- & Nichtraucherberichte sind persönliche Meinungsäußerungen, die uns von ehemaligen Rauchern zur Verfügung gestellt wurden, um durch die Veröffentlichung ihrer individuellen Erfahrungen anderen Rauchern beim Rauchen aufhören zu helfen. Rauchfrei.de macht sich die Meinungen nicht zu eigen. Berichte können bei Bedarf um Tippfehler bereinigt oder um Unwesentliches gekürzt worden sein. mehr persönliche Nichtraucher Erfolgsgeschichten
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