Harald (50) „Rauchfrei nach Infarkt oder der Schuß vor den Bug“

Erfolgsgeschichten mit dem Rauchen aufgehört

Mein Start in die Raucherkarriere, begann bereits mit meinem 15. Lebensjahr. Damals gab es noch wenig Hindernisse, an Zigaretten zukommen. Es war irgendwie COOL zu rauchen. Der Marlboro MAN (Bryan Lee Curtis, 52 † 1999) ließ grüssen.
Nach anfänglichen 1-5 Zigaretten pro Tag, steigerte ich im Laufe der Jahre mein Zigarettenkonsum stetig. Bereits mit meinem 20. Lebensjahr, war ich bei der obligatorischen Schachtel pro Tag angekommen. Je nach Anlass (Stress bei der Arbeit, Party, unterwegs mit Freunden) auch schon mal mehr.

So ab dem 30. Lebensjahr, war ich dann schon bei 1.5 Schachteln und so ca. mit dem 45. Lebensjahr, waren dann auch 2 Schachteln pro Tag, keine größere Schwierigkeit mehr für mich. Nein – ich war mit Sicherheit keiner dieser „ICH RAUCHE WEIL ES MIR SCHMECKT RAUCHER“, sondern eher derjenige welcher nervös wurde wenn keine Zigaretten da waren. Und derjenige, der mit seinen Gedanken immer bei der Zigarette war, wenn Sie gerade mal wieder ausgegangen waren. Eine Nikotin-Marionette. Ja ich denke, das trifft es am besten.

Nicht nur einmal habe ich versucht, aus dieser Sucht auszubrechen. Was habe ich nicht alles ausprobiert! Nichtraucherpflaster, Nichtraucher-Akupunktur, „Starker Wille“, Aufhören durch Reduktion der Menge und und und….. Alles vergebliche Liebesmüh. Ein Erfolg war zumeist überhaupt nicht vorhanden oder in der Regel nur von kurzer Dauer. Einmal, so mit Mitte 30, da gelang es mir nach einer heftigen Erkältung, während deren Verlauf ich nicht geraucht habe, 2 Jahre mit dem Rauchen aufzuhören. Aber da waren dann noch die lieben Kumpels… Und dieses „KOMM RAUCH DOCH EINE MIT“ und „DIE EINE MACHT DOCH NICHTS“ und dazu meine eigene Schwäche in dieser Hinsicht konsequent zubleiben, führte dann dazu, dass mich die „BRAUNE KRALLE wieder zurückgezogen hat, in den RAUCHERSUMPF.
Nichts anderes war das Rauchen ja eigentlich für mich. Ein Sumpf aus Selbsttäuschung und fadenscheinigen Ausreden darüber, warum der Zeitpunkt mit dem Rauchen aufzuhören, GERADE JETZT noch nicht da war.

Den typischen MICH TRIFFT ES DOCH NICHT, Schönrede- und Verdrängungspraktiken, wenn meine Gedanken mal bei Lungenkrebs und Herzinfarkt waren. Diese Gedanken, wie Sie vermutlich jeder Raucher, schon hunderte Male im Laufe seiner Raucherkarriere hatte. Meine Güte, wie ich es doch manchmal leid war, dieses Brennen in den Lungenflügel an manchen Abenden, nachdem ich wieder mal zwei Schachteln weg gesaugt hatte. Dieses Gefühl früh am Abend, wenn die Schachtel zu Ende ging, schnell noch das Kleingeld zusammengekratzt, damit der Vorrat noch aufgefrischt werden konnte. Dieses fast schon gierige Verlangen nach einer Zigarette, wenn das Kleingeld nicht langte und ich manchmal Abends dann keine Zigarette mehr hatte.

Ich weiss, es klingt vielleicht für manchen hier unvorstellbar, aber trotz meines relativ hohen Nikotinkonsums, betrieb ich noch regelmäßig Sport. Ging seit ich 22 war, kontinuierlich ins Fitnessstudio, fuhr mit dem Mountainbike manchmal bis zu 100 Kilometer am Tag. Ging Joggen oder Walken. Nahm es für mich als Ausrede her, „DU MACHST JA SPORT“, dadurch kompensierst du das Rauchen ja wieder. Ich hebele die schädigenden Nebenwirkungen des Zigarettenkonsum damit ja quasi aus.
ICH TUE JA AUCH WAS — UND KRANK WERDEN SOWIESO DOCH EH NUR DIE ANDEREN! Die, welche Rauchen und keinen Sport machen. NEIN – EIN GROSSER IRRTUM!

Zu allem Überfluss bin ich auch schon vielen Jahre im DRK aktiv. Bin ausgebildeter Rettungssanitäter. Ich wusste sehr wohl um die Gefahren, welche das Rauchen auch aus kardiologischer Sicht mit sich brachte. Aber da war als Ausrede für mich, immer noch die Aussage unseres Bereitschaftsarztes im Raum, welche er an einem Themenabend zu kardiologischen Notfällen (Herz- und Hirninfarkte) getätigt hat.
Wie sagte er doch damals so schön: „Schon dreimaliges, strammes Spazierengehen pro Woche, von jeweils mindestens einer Stunde, verringert das Risiko eines kardiologischen Notfalles, um bis zu 50%.“ NA ALSO – alles kein Problem, da habe ich dann ja nur noch 50% Restrisiko. Da kommen doch noch viele viele vor mir. Die „Dicken“ die dazu noch Rauchen, die Sportmuffel, die Couchies und Chipsesser.
ICH JEDENFALLS, SO SCHNELL ERSTMAL NICHT!

Ich denke jeder von uns kennt es, dieses „sichere Gefühl“ ,das es IMMER NUR DIE ANDEREN TRIFFT. Die ANDEREN bekommen Krebs, Herzinfarkte und sie sterben. Man liest so viel über die schädlichen Begleiterscheinungen des Rauchens, ja und wenn man ehrlich ist, DANN WEISS MAN ES JA AUCH, was für Giftstoffe man wachen Verstandes (?) in sich hineinsaugt. Jeder weiß um Raucherbeine und Impotenz, kennt Gefäßerkrankungen und Lungenkrebs. Und im Laufe meines Lebens, kamen Sie näher die Einschläge.

Mal ganz ehrlich sein jetzt! Wer kennt niemanden, der an Lungenkrebs gestorben ist? An einer Gefäßerkrankung leidet, einen Apoplex (Hirninfarkt) hatte, an Angina Pectoris (Herzkranzgefäßverengung ), chronischer Bronchitis oder Asthma leidet oder einen Infarkt hatte. JA JA ich weiß, das bekommen natürlich auch Nichtraucher. KLAR. Wer weiß das nicht besser als WIR RAUCHER!

UND SO KAM ER DANN AUCH BEI MIR – DIESER TAG DER TAGE, den ich nie vergessen werde und welcher mein jetziges Denken, so nachhaltig veränderte. Der mir klar gemacht hat, wie dumm diese ganzen Thesen, Philosophien, Ausreden und vor allen dieser SELBSBETRUG doch ist, den WIR Raucher Tag für Tag begehen.

URLAUB Juni 2012 – Kroatien. Die schönste Zeit des Jahres. Der Wohnwagen auf dem Campingplatz, in der Nähe von Rovinje (Kroatien) war schon lange gebucht.
Bereits auf der Hinfahrt kaufte ich mir in Slowenien, eine Stange Zigaretten, die hier weniger als die Hälfte, wie in Deutschland kostete. WAS FÜR EIN SUPER GESCHÄFT!

Zwei Wochen Urlaub, die Sonne spielte auch mit. Ich fühlte mich eigentlich super erholt und entspannt, und freute mich auf den letzten Urlaubsabend mit Tanz und Livemusik an der Pool-Bar. Nach ein paar Tänzen ging ich mit meiner Tanzpartnerin entspannt und locker zu unserem Platz zurück. Noch fühlte ich mich gut. Doch dann machte sich – zunächst nur leicht, dann aber stetig steigernd – ein merkwürdiger Druck in meiner Brust breit. Ausstrahlend in die rechte Schulter, dann auch den rechten Arm. Ich konnte es zunächst nicht einschätzen. Und auch als dann nach kurzer Zeit, ein stechender Schmerz in der Brust das Druckgefühl überlagerte, machte ich mir zunächst noch Gedanken in Richtung Neurologie, Orthopädie oder einfach nur die Krabben, welche ich als Einziger, beim Frühstück noch gegessen hatte. Aber ich wusste auch, die Symptomatik passte auch zu einem Herzinfarkt. Die Schmerzen nahmen immer mehr an Intensität zu. Übelkeit und Erbrechen kamen dazu. Damit waren dann die Krabben wieder im Rennen!

Es viel mir schwer noch klar zu denken. Ich wollte einfach nur zurück zum Wohnwagen, mich hinlegen, waren meine Gedanken. Meine Freunde brachten mich dann umgehend zum Platzarzt. Dieser war dann zu meinem Glück, nicht nur Internist, sondern auch noch spezialisiert auf Herzerkrankungen. Die Diagnose kam somit schnell. HERZINFARKT!
Es folgte eine für kroatische Verhältnisse wirklich erstklassige notfallmedizinische und rettungsdienstliche Betreuung mit anschließender Überführung nach Rijeka, wo ich bereits eine Stunde später auf dem OP Tisch lag. Die anschließende Herzkatheter Untersuchung bestätigte die Erstdiagnose HERZINFARKT und ich bekam kurz darauf einen STENT in meine LAD Arterie eingepflanzt. Die spätere Diagnose lautete: Infarkt nach Verschluss in der LAD Arterie. Zwei weitere Arterien waren bereits zu 60 und 70% zu.

Ich kürze jetzt ein wenig ab! Ich hatte noch Glück im Unglück, alleinig bedingt auf die exzellente medizinische Betreuung, während und nach meinem Infarkt, blieb der Schaden an meinem Herzen relativ gering. Nach meiner Rückkehr aus Kroatien, kam ich wenig später zur Anschlussgenesungsmaßnahme an den Bodensee. Dort setze man sehr auf Information und Aufklärung. WIE, WESHALB und WODURCH. Und auf Prävention! Und dabei zeichnete sich für mich in dieser Zeit eines sehr deutlich ab!
Bei allen Kardiologen, welche mir dort als Referent begegneten – DAS RAUCHEN wurde ganz klar, als der Hauptrisikofaktor gesehen, welcher zu einem Infarkt führt. Zusammen mit anderen Faktoren, wie Übergewicht, Diabetes, Cholesterin, Bluthochdruck und Streß. ABER DAS RAUCHEN FÜR SICH, ISOLIERT BETRACHTET, IST DIE HAUPTURSACHE, so auch die Aussage des dortigen Chefarztes und Kardiologen.

Ich habe mit dem Sensenmann getanzt. Die Nägel auf dem Sargdeckel waren schon fixiert. An dem Abend meines Infarkts, habe ich die letzte Zigarette meines Lebens geraucht. NEVER EVER!!! Ich weiß jetzt, ich bin nicht unsterblich. Und ich weiß auch, das alles was NICHT bedeutet „kompletter und vollständiger Verzicht auf das Rauchen“ unsinnig ist und der Erfolg trügerisch.

Es ist hart, beim Absprung vom NIKOTIN, diesen brennenden Wunsch zu verspüren – ICH WILL JETZT EINE ZIGARETTE und gleichzeitig diesem Wunsch energisch entsagen zu müssen. Diese sprunghaften und nur schwer zu kontrollierenden Gedanken, in den ersten 3-4 Tagen nach dem „ Absprung“, welche Dich in ein Wechselbad an Emotionen stürzen. Deine Laune gegen NULL und Deine Gier nach Nikotin, in Richtung UNENDLICH steuert.

ABER BEDENKE – AUCH DU BIST NICHT UNSTERBLICH!

ES GIBT NICHTS, WIRKLICH ÜBERHAUPT NICHTS POSITIVES DARAN, DASS DU RAUCHST!

ES BRINGT DIR AUSSCHLIESSLICH UND EINZIG NUR NACHTEILE!

ICH PERSÖNLICH HATTE EINFACH NUR VERDAMMTES GLÜCK!
30% ALLER INFARKTPATIENTEN, SEHEN NACH IHREM INFARKT NOCH NICHT MAL LEBEND DEN ARZT!

DESHALB – BRING ES ZUM ENDE – FÜR DICH!
ES WIRD DIE BESTE ENTSCHEIDUNG DEINES LEBENS WERDEN!

Liebe Grüße Harald

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