Jule (42) „Wie ich die ersten zwei Monate durchgehalten hatte“

Erfolgsgeschichten mit dem Rauchen aufgehört

So nun schreibe ich auch endlich meinen Bericht. Ich habe am Schluss ca. 4 Zigaretten pro Tag geraucht – nachdem ich durch ein Nichtraucher-Seminar reduziert hatte. Davor rauchte ich ca. 10 (eher weniger) und über Jahre davor die berühmte Schachtel am Tag. Mein erstes Nikotin habe ich mit etwa 12 Jahren inhaliert und ab da mehr oder weniger geraucht. 25 Jahre lang war ich mit Sicherheit nikotinsüchtig.
So und nun war Schluss. „Allen Carrs „Endlich Nichtraucher“ und die Tatsache, dass ich völlig abgenervt von meiner Qualmerei war, haben vor zwei Monaten zusammen den Ausschlag gegeben. Hier verrate ich nun, wie ich diese zwei Monate durchgehalten habe:

Der richtige Zeitpunkt. Ich hatte zufällig Urlaub. Was in meinem Fall ideal war, da ich im Dienst sehr viel mehr geraucht habe als zu Hause.

Ablenken. Die ersten Tage habe ich nur durch Ablenkung überstanden. Ich habe z.B. hier diese Berichte mehrfach gelesen, habe immer mal wieder in meinem Nichtraucherbuch gelesen und so versucht, meinen Willen zu stärken. Außerdem habe ich diverse – mehr oder weniger peinliche – Dinge gefunden, die ich statt rauchen machen kann. (Zahnstocher beknabbern, Essen (peinlich), Muskeln an- und entspannen, bewusst atmen, zählen (bis 100 oder so), aus dem Fenster schauen, Zähne putzen, u.v.a.)

Bewegung. Nach der ersten Woche habe ich wieder mit Joggen angefangen. Ich bin vorher schon gelaufen und so etwa ab der zweiten Woche exzessiv. Ich war teilweise mehrmals täglich unterwegs. Streitigkeiten in der Familie bin ich joggend aus dem Weg gegangen.

Belohnung. Ich habe mir immer mal wieder etwas gegönnt. Mal ein paar Schuhe, mal eine Klamotte oder auch nur eine Leckerei.

Wiedereingliederung. Ich bin Schritt für Schritt wieder zurück ins Leben. Erst mal mit Rauchern nur Essen gegangen, dann auch mal wieder in die Kneipe und dann wieder Raucher besucht. Heute geht alles ganz normal.

Ignorieren. Die negativen Begleiterscheinungen der Nikotinentwöhnung habe ich, so weit mir das möglich war, einfach ignoriert. Ich schreibe hier nicht von der Gier auf eine Zigarette oder so. Das sind Erscheinungen, die bei mir nach der zweiten Woche quasi nicht mehr vorhanden waren. Nein, ich meine Müdigkeit, Gewicht, Hautprobleme, Verdauung und Stimmungsschwankungen. Wie unschwer zu erraten ist, kann man nicht alles ignorieren, aber man muss es auch nicht überbewerten. Außerdem gibt es idealer Weise hier ein Forum, in dem man sich z.B. genau über diese Punkte austauschen kann. Und siehe da, ich bin nicht allein (geteiltes Leid ist wirklich halbes Leid)

Veränderungen. Ich habe mich an den vorteilhaften Veränderungen richtig hoch gezogen. Ausdauer beim Laufen, eigener Geruch, leichte Entzündungen im Mund- Rachenraum verschwinden (weißlicher Belag auf der Zunge), Wahrnehmung von Aromen (obwohl der Herbst nicht nur gut riecht), die Freiheit, weil ich nicht mehr rauchen muss u.v.a.

Notfallplan. Um einen Rückfall zu verhindern hatte ich mir Kräuterzigaretten gekauft. Und tatsächlich, eine davon hat mich wirklich gerettet. Es war etwa in der zweien Woche. Ich musste dringend rauchen – nichts half mehr. Also bin ich an den Schrank, habe mir so ein Kräuterkraut geholt und dieses angesteckt. Das ist ziemlich albern. Ich habe den Rauch nicht über die Lunge inhaliert, sondern so etwa 5 Züge gepafft. Die ersten beiden Züge fand ich richtig klasse, ich qualmte wieder. Aber schon die folgenden Züge waren dann eher merkwürdig und nachdem ich den letzten Zug richtig lächerlich fand, habe ich das Ding wieder ausgemacht. Bislang war es das 🙂 (ich habe noch zwei ohne Not angesteckt und eine verschenkt)

Sturheit. Sicherlich auch ein sehr wichtiger Punkt (der Wichtigste?). Die Gedanken an Zigaretten kann und konnte ich nie verdrängen. Aber dem Wunsch nach Nikotin kann man auch mit Sturheit begegnen.

Freude/Stolz. Auch das ist sehr wichtig. Ich freue mich nach wie vor, dass ich nicht mehr rauchen muss. Ich muss draußen nicht frieren und dabei ziemlich albern Qualmschwaden ausstoßen. Und ich bin Stolz darauf, mich aus dieser verdummenden Sklaverei befreit zu haben.

So, dabei will ich es mal belassen. Für Alle, die überlegen, ob sie mit dem Rauchen aufhören sollen: Macht Schluss mit der Qualmerei, es lohnt sich wirklich. Und an Alle, die den Schlussstrich bereits gezogen haben: Hut ab und haltet durch, es wird von Tag zu Tag besser.

LG Jule

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